Dienstag, 3. August 2010

Durchgecheckt

Nun geht's also nach Hause und Berlin trauert um mich, denn es regnet ganz stark. Die Nähe des Hotels zum Flughafen macht die Anreise einfach und so rollte ich mein Köfferchen zur Bushaltestelle. Am Flughafen angekommen, gab's dann die übliche Checkerei und verwirrende sich widersprechende Angaben. Nachdem ich darauf hingewiesen hatte, war auch das Terminalpersonal verwirrt und telefonierte wild herum. Jetzt ab durch den Sicherheitscheck, den ich so sehr liebe. Schon bei meinem letzten Flug wurde ich auf's Feinste gefilzt, durfte Schuhe und Gürtel öffnen etc. Wahrscheinlich liegt das an meinem fahrigen Blick und den Schweißperlen, die mir in solchen Momenten immer die Stirn hinunterkullern, dabei habe ich doch gar nichts zu verbergen, oder vielleicht doch? Hatte ich irgendwas höchst Verdächtiges vergessen aus meiner Tasche zu entfernen, werde ich die Schleuse passieren? Und das Drama begann...Dame von der Sicherheit: "Bitte packen Sie den Laptop aus der Tasche."
Ich: Aber der ist so schön eingepackt und in dieser Laptoptasche ist nur der Laptop und das Zubehör."
Dame von der Sicherheit: "Ich brauche den Laptop aber ohne Tasche, bitte beeilen sie sich ein wenig." Und so hielt ich erstmal den Verkehr auf, weil ich den Laptop nämlich sehr sorgfältig in der Tasche verstaut und alle Sicherheitsklammern und Bändchen verschlossen hatte.
Dame von der Sicherheit: "Und jetzt die Taschen leeren!" Ich leerte meine Taschen und warf alles in die Plastikschale mit dem Laptop.
Dame: "Nein nicht da rein." Und ich fummelte alles wieder aus der Schale heraus , um es in eine andere zu werfen.
Dame: "War das alles?" Ich: Moment noch..." Und beförderte resigniert alles was ich in meinen reich gefüllten Taschen greifen konnte in die zweite Schale inklusive gebrauchter Tempos.
Die Dame rümpfte die Nase: "Bitte nehmen Sie auch die Mütze ab." Ich nahm meine Mütze ab und ächzte dabei, betrat die Schleuse - und: "Piieeep".Mann von der Sicherheit: "Bitte kommen sie mal zu mir und strecken die Arme aus!" Der Mann nutzte nun den handlichen Sicherheitstester und es piept die ganze Zeit. "Bitte öffnen sie den Gürtel!" Oh je, es ging wieder los, die Bemerkung, dass mir bei geöffnetem Gürtel möglicherweise die Hose herunterrutscht, konnte ich mir gerade noch verkneifen. "Und jetzt die Schuhe." Ich drehte mich vorsichtig um, und starrte in die Gesichter der inzwischen zahlreich hinter mir wartenden Passagiere. Mann: "Ok, alles in Ordnung." Da ich mich und all mein Handgepäck nun wieder zusammenpacken musste, verging noch etwas Zeit. Ungefähr fünf Passagiere zogen in der Zeit an mir vorbei und bei denen ging das alles viel schneller, aber was soll's.
Das Terminal wurde pünktlich geöffnet und führte nicht direkt ins Flugzeug, sondern zu einem Bus, der einen zu einer kleineren Maschine mit Propellern, Modell Bombardier Q400, brachte. Ich freute mich, denn mit so einem Propellerding war ich noch nie geflogen und der Name Bombardier ließ mich direkt an Bomben denken. Deshalb also der ausführliche Sicherheitscheck, ein Spezialeinsatz wartete auf mich. Gleich wird man mir ein Maschinengewehr in die Hand drücken. Der "Rote Baron" war gestern, nun wartet "Kinohorst" auf seinen Einsatz, halluzinierte ich so vor mich hin. Das blöde Kind, das hinter mir saß und dann bis zum Start der Maschine an meine Rückenlehne getreten hat, holten mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich muss aber ehrlich sagen, dass mir Fliegen großen Spaß bereitet. Eine tolle Show mit allem drum und dran ist das. Und Wolken sehen von oben viel besser aus, als von unten. Da mir Phobien nicht wirklich fremd sind, wundert es mich, dass Flugangst nicht dazugehört.
Am Gepäckband gab's dann die letzte Überraschung des Tages. Mein Gepäckstück kam als erstes vom Rollband, sah aber so komisch aus. Offener Klettverschluss und die Reissverschlüsse saßen an anderer Stelle. Nach dem Öffnen wusste ich dann auch warum. Ein Zettel lag oben auf, Absender die Berliner Flughäfen. "Sehr geehrter Fluggast, Ihr Gepäck wurde einer Röntgenkontolle der Luftsicherheitsbehörde unterzogen und danach einer weiteren Überprüfung zugeführt, da Anlass zur Nachkontrolle bestand. Dabei wurden folgende Gegenstände entnommen, da sie gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften verstoßen. Ein Mal Pfefferspray und zwei Mal Einwegfeuerzeug wurden vernichtet usw., usw. Unterschriften von Gepäcköffner und Kontrolleur" Stimmt soweit, wobei ich mich nur an ein Feuerzeug in der Tasche erinnern konnte, aber ich schleppe immer viel Krimskrams mit in den Urlaub, denn man weiss ja nie... Und die haben wirklich alles durchgekramt, selbst die Batterien aus meiner Taschenlampe wurden entnommen und überprüft, da ich sie lose in der Tasche vorgefunden habe.Nun bin ich wieder zu Hause und irgendwie fühlt es sich rückblickend gar nicht so schlecht an, ein Sicherheitsrisiko zu sein.

Allein in Berlin

Der letzte Tag ist angebrochen. Die Sonne scheint nicht mehr, aber es ist schwül-warm, gerade in der U-Bahn. Ich schwitze sehr stark und bin lustlos. Es ist zwar zeitweise noch entspannend anonym in der Masse unterzugehen, doch ich vermisse meine gewohnte Umgebung und die ganzen lieben Menschen, die sich darin tummeln. Nur mühsam kann ich den Impuls unterdrücken, wildfremde Leute vollzuquatschen. Gut, dass ich mir für heute zwei Pressevorführungen rausgesucht habe, da gibt's wenigstens Gelegenheit zur Selbstdarstellung und ein paar Kollegen. Zuerst ging's in die Astor Film Lounge, das tolle Luxuskino auf dem Kudamm mit Parkservice, bequemen Sesseln und so. "Veronica beschliesst, zu sterben" hieß der durchaus beachtenswerte Film mit Sarah Michelle Gellar in der Hauptrolle, die sich redlich mühte gegen ihr Image als Scream Queen anzuspielen. Ein schönes Stück amerikanischen Independent-Kinos. Habe mich dann direkt auf die Pressebetreuerin Nicole Giesa gestürzt, deren Name ich von diversen Einladungen kenne, und sie hemmungslos zugetextet. Die Pressekollegen sind ein ebenso skurriles Panoptikum von Nerds wie hier in Düsseldorf. Die Ähnlichkeiten waren so groß, dass ich das Gefühl hatte in einem merkwürdigen Paralleluniversum gelandet zu sein, in der diesselben Leutchen von anderen Personen verkörpert werden mit der Einschränkung, dass ich nicht dazugehöre. Nach der Vorführung sah ich dann auch noch das Servicepersonal, das schlecht gelaunt und muffelnd daherkam, wahrscheinlich weil es in schlecht sitzende Uniformen gezwängt wurde. Dieses ganze Service-Getue scheint mir ein enormer Fake zu sein, der die extrem hohen Eintrittspreise bis 18 Euro pro Person keinesfalls rechtfertigt zumal auch mit dem Ton irgendwas nicht stimmte, denn es rumpelte an einigen Stellen ganz gehörig. Bei allem was ich hier bisher an Kinos gesehen habe, fehlt Charme und Engagement, wie ich es in Düsseldorf von uns gewohnt bin.
Als nächstes dann ins Filmkunst 66 in einer Nebenstraße vom Kuhdamm, das wie eine Mischung von Bambi und Black Box wirkt. Hier fand ich es eigentlich am schönsten. Die Doku "Kinshasa Symphony" handelt von einem Amateurorchester im Kongo, die unter widrigen Umständen klassische Musik zum Besten geben. Ein guter Film, den wir spielen werden und wahrscheinlich auch Besuch aus dem Kongo bekommen. Bei der letzten Berlinale konnte der Orchesterleiter leider nicht dabei sein, weil man ihm die Einreise verweigert hatte. Der Verleih Salzgeber bemüht sich, ihn im Rahmen der Kinotour zum Film doch noch nach Deutschland zu bringen. Nach der Vorführung war ich sehr, sehr hungrig und nach Döner, Currywurst und Asiasnack war mir nach einer Pizza. Ich bin dann zurück zum Kurt-Schumacher-Platz mit den tollen Flugzeugen, die darüber hinwegbrausen ,und gönnte mir den Besuch in einem italienischen Restaurant. Die Pizza Vegetale war ganz in Ordnung und das große Pils war vom Faß. Kein Grund zu meckern, denn der Preis hielt sich mit unter 10 Euro in Grenzen. Auf dem Rückweg ging ich dann an einem Schaukasten von irgendeiner Wohnungsbaugenossenschaft vorbei. Hmmh, 70 Quadratmeter-Wohnungen für 380 Euro kalt. Ziemlich günstig. Alleine und ohne Job würde ich hier aber niemals hingehen. Die Gefahr, sich im Moloch zu verlieren, wäre zu groß. Müde und nachdenklich im Hotel angekommen, ärgerte mich, dass der Flugverkehr meine Internetverbindung blockierte. Verdammt, selbst in der Pampa in der Schorfheide hatte ich mit meiner Vodafone-Card UMTS - und hier nix davon. Erwähnte ich schon, dass ich ziemlich schnell Heimweh bekomme? Der Gedanke, morgen wieder im Dorf zu sein, macht mich froh. Vielleicht ist es ja genau dieses Gefühl, weswegen man überhaupt wegfährt.

Sonntag, 1. August 2010

Flugzeuge im Bauch

Vielleicht hätte ich doch frühstücken sollen, denn mir war etwas flau, als ich das Hotel verlassen habe. Vielleicht hätte ich gestern abend aber auch nicht soviel Bier trinken sollen, aber die Verheißung noch bei Kaufland gegenüber einkaufen zu gehen und damit die leere, aber funktionstüchtige Minibar in meinem Hotelzimmer zu befüllen, und danach mit dem gekühlten Inhalt mich selbst, war einfach zu groß.Nun also auf zum fröhlichen Sightseeing. Schon gestern war mir ein Doppeldeckerbus aufgefallen, auf dem Uhlandstraße/Rosenthal stand. Da bin ich dann spontan mal eingestiegen, weil der so schön leer war und ich in der oberen Etage ganz vorne am Panoramafenster sitzen konnte. Leider fuhr der Bus nicht in die Uhlandstraße in Stadtmitte, sondern zu irgendeiner anderen irgendwo im Nirgendwo mitten vorbei durch heruntergekommene Hochhaussiedlungen (Märkisches Zentrum). An der Endhaltestelle stolperte ich die Treppe hinunter zum Busfahrer und sorgte ob meines Irrtums für Heiterkeit. Berliner Busfahrern eilt ja ein gewisser Ruf hinsichtlich barschen Benehmens voraus, doch dieser war sehr nett. Zuerst wollte er mich zur entsprechenden Haltestelle zur Abfahrt auf die Straße gegenüber schicken, doch dann lud er mich freundlich ein, mit ihm bis zur Weiterfahrt in der Wendeschleife ein wenig zu quatschen. Seine Barschheit merkte ich dann bei der Rückfahrt, als er einem spät heraneilenden Fahrgast vor der Nase die Tür zugemacht hat und weiterfuhr. Mir winkte er dann wenig später freundlich zum Abschied. Dit is Berlin, wa.Jetzt keine Experimente mehr und erstmal den Magen füllen. Bewährte Qualität gibt es bei Curry36 am Mehringdamm in Kreuzberg. Zwei Currywürste mit Pommes und Majo und 'ne Cola sollten für mein fehlendes Frühstück und Mittagessen reichen. Danach ging's dann in die Berlinische Galerie, die mir im letzten Jahr schon so gut gefallen hat, und ich konnte während des Kunstgenusses in gut klimatisierten Räumen die in Form gebrachten tierischen Abfälle verdauen. Auch die diesjährigen Ausstellungen sind neben der ständigen Sammlung den Besuch wert. Näheres unter www.berlinischegalerie.de.Die ungesunde Ernährung forderte ihren Tribut und so verzichtete ich wieder einmal auf den Besuch des Jüdischen Museums. Von außen habe ich es betrachtet, während ich am naheliegenden Kiosk bei gefühlten 50 Grad Mineralwasser in mich hineinkippte und einen Flirt mit der netten Frau versuchte, die dort tätig war. Auf dem Rückweg schaute ich noch am Checkpoint Charlie vorbei, wovon ich aber abrate, denn das Touristen-Gedränge zwischen McDoof und Souvenirshops ist sicher keinen Besuch wert. Also zurück zum Hotel am Kurt-Schumacher-Platz. Dass hier Flugzeuge fliegen, hatte ich schon mitbekommen. Wie niedrig sie dies in regelmäßigen Abständen tun, merkte ich erst, als ich ein wenig verweilte, um Fotos davon zu machen. Selbst Sonntags erheben sich die Luftgiganten alle fünf Minuten in den Himmel. Das nennt sich wohl Abflugschneise. Der Platz selbst ist ziemlich profillos, aber gastronomisch reich und preiswert. Gleich aussehende Brunnen befinden sich an einigen Ecken. An einem Haus fiel mir dieses schöne Schild auf. Mich dürstete und so ging ich in die naheliegende Trinkhalle und folgender Dialog entwickelte sich:
Ich:"Die Flieger kommen ja ganz schön nah hier runter."
Trinkhallenmann: "Was?"
Ich (lauter): "Die Flugzeuge, ganz schön nah."
Trinkhallenmann: "Was?"
Ich (sehr laut): "FLUGZEUGE! NAH!"
Trinkhallenmann (brüllt): "Ah ja, aber nach vier bis fünf Jahren merkt man's nicht mehr."
Und ist dann wohl leider auch taub. Dafür sind die Mieten bestimmt nicht so teuer.

Samstag, 31. Juli 2010

Inception

Ich bin eingeschlafen und habe geträumt. Doch war es tatsächlich mein Traum oder hat sich da jemand anderes eingeschlichen? Irgendwie auch egal, denn plötzlich stand ich am Bahnsteig in Eberswalde und nun bin ich in Berlin.In einem schönen 3-Sterne-Hotel, das mich 12,67 € pro Tag kostet. Das machte mich schon beim Buchen über HRS.de stutzig, doch ich hatte verbindlich gebucht und meine Kontodaten hinterlegt. Beim Einchecken wurde ich dann auch schon entsprechend erwartet und sogar dann noch freundlich behandelt, als ich das Frühstück gegen Mehrkosten abgelehnt habe und statt dessen meinen Wunsch, doch lieber was länger zu schlafen, äußerte. Doch es wurde noch besser.Ich: "Gibt es Raucherzimmer?"
Empfangsdame: "Gut, dass sie das erwähnen, wir haben ein sehr schönes Zimmer fertig, allerdings ein Raucherzimmer. "
Ich: "Ja, ja, prima, das nehm' ich."
Empfangsdame: "Den Aschenbecher gebe ich ihnen dann gleich mit, da ist keiner im Zimmer."
Und die Frau drückte mir den Aschenbecher in der Hand. Natürlich konnte ich dem Drang nicht widerstehen, nachzufragen, wie es denn sein kann, dass man mir auf den Supersonderfrühbuchertarif noch eine 3-gleich-2-Nächte-Ermäßigung gewährt hat.
Empfangsdame: "Das sind Lockangebote und da haben sie wohl Glück gehabt, kostet nämlich sonst am Wochenende 90 Euro." Sie schaut auf meine Buchung. "So günstig hat aber bisher das Zimmer noch niemand gekriegt."
Als Gegenleistung mache ich nun Werbung für das fabulöse "Grand City Hotel Berlin-Airport". Liegt sehr zentral mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, Imbissstuben und so im äußeren Wedding in direkter Nähe zum Kurt-Schumacher-Platz, von den Berlinern liebevoll "Kutschi" genannt. Ein bisschen Fluglärm gibt es gratis mit dazu, denn Tegel ist nicht weit.
Natürlich habe ich mir für den heutigen Tag auch was schönes überlegt, nämlich einen entspannten Kinobesuch. Also auf in die Kinos der Hackeschen Höfe, um mir "Inception" anzuschauen. Natürlich in OmU, wie zur Zeit im heimischen Metropol. Das Kino selbst war ein bisschen enttäuschend, mäßiger Sitzkomfort, Ton ganz ok, aber bei uns dank Zauberkünstler Frank garantiert besser. Interessant an den Hackeschen Kinos ist, dass sie ganz oben liegen. Man steigt viele Stufen hinauf, statt sich wie bei uns, einfach hinunterfallen zu lassen oder auf ebener Erde langsam hineinzurollen. Und es gibt im Saal viele schlecht beleuchtete Stufen, so dass ich beim Verlassen des Saals gestolpert bin. Aber so ist das halt, wenn einem die Ortskenntnisse fehlen.
"Inception" als Film macht Spaß und ist einfallsreich und originell. Die üblichen Schwächen des Mainstreamkinos seien Christopher Nolan verziehen. Soundtrackfabrikant Hans Zimmer liefert einen seiner besten Scores seit Jahren. Vielen Dank an Frau Kalk, die mich durch ihre Facebook-Nachricht besonders hinhören ließ. Weitere Kritik erspare ich mir, die gibt es hier kompetent von Frau Bahl: http://www.filmkunstkinos.de/filmtext.php?movie=ince10n

Donnerstag, 29. Juli 2010

See gesehn

Diese verdammte Idylle kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, deshalb habe ich gestern einen Fluchtversuch unternommen und mich mit dem Schiff auf die freie See begeben. Eine Stunde später war ich dann wieder da, wo ich losgefahren bin und realisierte, dass es sich doch nur um DEN See gehandelt hatte. Und der sieht vom Wasser her eben genauso idyllisch aus wie vom Ufer. Die Pfleger haben mich dann gefunden und ins Heim zurückgebracht. Mit Haldol vollgepumpt und ans Bett fixiert konnte ich leider keinen Tagesbericht mehr schreiben.Heute ging es dann in die Stadt Eberswalde. Wer immer es vermeiden kann, die City zu besuchen, sollte das tun und lieber in den botanischen Garten gehen. Da war ich schon im letzten Jahr und im Moment habe ich eine starke Natur- und Idylleallergie. Zum Glück gibt es aber auch hier schöne Dinge zu entdecken, wenn man denn nur hinschaut. Zum Beispiel fahren in Eberswalde Oberleitungsbusse. Die Verschmelzung zwischen Straßenbahn und Bus ist immer wieder faszinierend. Tolle große Getreidesilos aus Beton, welche die Landschaft kontrapunktieren, gibt es auch. Und nicht zu vergessen: KAUFLAND. Der Besuch des fensterlosen Konsumtempels ließ mein Herz voll Freude tanzen. Hier hat Idylle keine Chance - und das ist gut so. Ich fiel auf die Knie und küsste den Betonboden auf dem Parkplatz. Nun bin ich nicht sehr religiös, aber diese Geste der Demut wurde erwidert und in der hinteren Ecke der Getränkeabteilung fand ich etwas ganz unglaubliches.

Dienstag, 27. Juli 2010

Back to the roots

Inzwischen habe ich mich mit den Fledermäusen angefreundet und sogar einen treuen Begleiter
gefunden, der mir einiges von der Umgebung gezeigt hat. Das Verhältnis zwischen Mensch und
Fledertier bekommt damit eine positive Option für die Zukunft, trotz aller Grillerei. Jetzt wird alles wieder gut. Wandlitz wird hier in der Gegend gerne als "Honeckers Revier" bezeichnet, weil der umstrittene Staatschef der DDR sich zu Lebzeiten dort gerne betäubte Hirsche vor die Flinte tragen ließ und das dann Jagd nannte. Der Ort selbst hat jedoch eine lange Geschichte und die hat tatsächlich auch ein bisschen mit mir zu tun. Meine Ur-Ur-Großeltern mütterlicherseits kommen nämlich daher und so drängte mich Mama zum Besuch und gab mir ein paar Informationen und Namen mit auf den Weg. Mein Ur-Ur-Opa war dort Großbauer und tatsächlich hat sein Schaffen Spuren hinterlassen. Eine Straße ist nach ihm benannt und Teile seines Bauernhofs sind nun ein Agrarmuseum. Die große alte Eiche weist den Weg dorthin.Und hier ist er auch schon, mein Ur-Ur-Opa, nachgebildet als Strohpuppe am Eingang des Museums. Historische Werkzeuge, Trecker und so allerhand bäuerliches gibt es hier zu sehen. Die 2,50€ Eintritt sind das allemal wert. Ich würde zwar lieber von berühmten Dichtern und Denkern abstammen, aber was soll's: immerhin war's ein Großbauer, für den die Frauen schwere Arbeiten mit einem Lächeln im Gesicht verrichteten. Und wenn man genau hinschaut, haben auch einige der alten Trecker Gesichter. Inzwischen war ich mit einer freundlichen Dame vom Museum ins Gespräch gekommen und als ich einige der Namen aus Mamas Notizen vorgelesen hatte, wurde die Gute sehr gesprächig und gab mir tausend Tipps, wo noch entfernte Verwandte im Örtchen zu finden seien. Das war mir dann doch etwas zuviel, schließlich bin ich kein Ahnenforscher. Ich verabschiedete mich freundlich und verwies auf meine Mutter, die bei ihrem nächsten Besuch bestimmt mit all den Leutchen Kontakt aufnehmen wird (oder auch nicht). Lustig war, dass bei dem ganzen Besuch mein lieber Vater mit dabei war, der kaum noch eines Blickes gewürdigt wurde, als die Dame merkte, dass es um die mütterliche Abstammung ging. Ja ja, so ist das mit dem Blut. Mit den einheimischen jungen Frauen sollte ich auf jeden Fall nur platonischen Kontakt pflegen, denn sie könnten mit mir verwandt sein, denn Ur-Ur-Opa hat fleißig seine Gene verstreut.

Montag, 26. Juli 2010

Urlaub im Fledermausland

Zum wiederholten Male besuche ich nun im Urlaub das kleine Häuschen meiner Eltern am Werbellinsee. Ein Idyll im Grünen und traumhafte Sonnenuntergänge laden zur Entspannung ein.Dass es hier Fledermäuse gibt, wusste ich schon. Wie aggressiv diese in der letzten Zeit geworden sind, war mir allerdings neu. Hunter S. Thompson hatte in "Fear and Loathing in Las Vegas" auf die Fledermaus-Problematik schon vor einiger Zeit hingewiesen hatte, aber das war in einer anderen Welt weit weg in Barstow am Rand der Mojave-Wüste.
Das Problem tauchte vor drei Wochen das erste Mal hier in Brandenburg auf. Einheimische berichteten über Fledermausattacken. Die Medien verschweigen das Problem, um keine Panik zu verursachen. Führende Fledertierforscher sind ratlos, doch es gibt Spekulationen. Besonders in der Schorfheide häuften sich nämlich die Fälle, denn dort gibt es eine ungewöhnliche Grillspezialität.Schon seit vielen hundert Jahren werden in der Schorfheide traditionsgemäß Fledermäuse gegrillt. Wegen des Naturschutzes wurde aber in letzter darauf weitestgehend verzichtet. Da allerdings das Wetter hier wie im restlichen Deutschland sehr gut war, ist die alte Tradition des Fledermausbratens wieder aufgelebt. Und nun schlägt die Natur gnadenlos zurück. Plötzlich sieht man am hellichten Tage besonders große Exemplare in den Büschen sitzen, die sofort zuschlagen, wenn man sich ihnen nähert. Auch ich habe das heute erfahren müssen, konnte mich aber rechtzeitig retten.