Sonntag, 1. August 2010

Flugzeuge im Bauch

Vielleicht hätte ich doch frühstücken sollen, denn mir war etwas flau, als ich das Hotel verlassen habe. Vielleicht hätte ich gestern abend aber auch nicht soviel Bier trinken sollen, aber die Verheißung noch bei Kaufland gegenüber einkaufen zu gehen und damit die leere, aber funktionstüchtige Minibar in meinem Hotelzimmer zu befüllen, und danach mit dem gekühlten Inhalt mich selbst, war einfach zu groß.Nun also auf zum fröhlichen Sightseeing. Schon gestern war mir ein Doppeldeckerbus aufgefallen, auf dem Uhlandstraße/Rosenthal stand. Da bin ich dann spontan mal eingestiegen, weil der so schön leer war und ich in der oberen Etage ganz vorne am Panoramafenster sitzen konnte. Leider fuhr der Bus nicht in die Uhlandstraße in Stadtmitte, sondern zu irgendeiner anderen irgendwo im Nirgendwo mitten vorbei durch heruntergekommene Hochhaussiedlungen (Märkisches Zentrum). An der Endhaltestelle stolperte ich die Treppe hinunter zum Busfahrer und sorgte ob meines Irrtums für Heiterkeit. Berliner Busfahrern eilt ja ein gewisser Ruf hinsichtlich barschen Benehmens voraus, doch dieser war sehr nett. Zuerst wollte er mich zur entsprechenden Haltestelle zur Abfahrt auf die Straße gegenüber schicken, doch dann lud er mich freundlich ein, mit ihm bis zur Weiterfahrt in der Wendeschleife ein wenig zu quatschen. Seine Barschheit merkte ich dann bei der Rückfahrt, als er einem spät heraneilenden Fahrgast vor der Nase die Tür zugemacht hat und weiterfuhr. Mir winkte er dann wenig später freundlich zum Abschied. Dit is Berlin, wa.Jetzt keine Experimente mehr und erstmal den Magen füllen. Bewährte Qualität gibt es bei Curry36 am Mehringdamm in Kreuzberg. Zwei Currywürste mit Pommes und Majo und 'ne Cola sollten für mein fehlendes Frühstück und Mittagessen reichen. Danach ging's dann in die Berlinische Galerie, die mir im letzten Jahr schon so gut gefallen hat, und ich konnte während des Kunstgenusses in gut klimatisierten Räumen die in Form gebrachten tierischen Abfälle verdauen. Auch die diesjährigen Ausstellungen sind neben der ständigen Sammlung den Besuch wert. Näheres unter www.berlinischegalerie.de.Die ungesunde Ernährung forderte ihren Tribut und so verzichtete ich wieder einmal auf den Besuch des Jüdischen Museums. Von außen habe ich es betrachtet, während ich am naheliegenden Kiosk bei gefühlten 50 Grad Mineralwasser in mich hineinkippte und einen Flirt mit der netten Frau versuchte, die dort tätig war. Auf dem Rückweg schaute ich noch am Checkpoint Charlie vorbei, wovon ich aber abrate, denn das Touristen-Gedränge zwischen McDoof und Souvenirshops ist sicher keinen Besuch wert. Also zurück zum Hotel am Kurt-Schumacher-Platz. Dass hier Flugzeuge fliegen, hatte ich schon mitbekommen. Wie niedrig sie dies in regelmäßigen Abständen tun, merkte ich erst, als ich ein wenig verweilte, um Fotos davon zu machen. Selbst Sonntags erheben sich die Luftgiganten alle fünf Minuten in den Himmel. Das nennt sich wohl Abflugschneise. Der Platz selbst ist ziemlich profillos, aber gastronomisch reich und preiswert. Gleich aussehende Brunnen befinden sich an einigen Ecken. An einem Haus fiel mir dieses schöne Schild auf. Mich dürstete und so ging ich in die naheliegende Trinkhalle und folgender Dialog entwickelte sich:
Ich:"Die Flieger kommen ja ganz schön nah hier runter."
Trinkhallenmann: "Was?"
Ich (lauter): "Die Flugzeuge, ganz schön nah."
Trinkhallenmann: "Was?"
Ich (sehr laut): "FLUGZEUGE! NAH!"
Trinkhallenmann (brüllt): "Ah ja, aber nach vier bis fünf Jahren merkt man's nicht mehr."
Und ist dann wohl leider auch taub. Dafür sind die Mieten bestimmt nicht so teuer.